Grauer Riffhai – ein schneller und wendiger Jäger der Korallenriffe

Grauer Riffhai von vorneGraue Riffhaie gehören zu den Requiemhaien. Die geselligen Tiere sind zwar untereinander sehr sozial, bei der Jagd auf Beute aber flink, unheimlich agil und aggressiv. Mit ihrem torpedoförmigen Körper sind die Raubfische sehr wendig und können blitzschnell Beute angreifen. Auch wenn die Grauen Riffhaie nicht den Bekanntheitsgrad der großen Weißen teilen, an Aggressivität stehen sie diesen in nichts nach. Seine Sinne sind perfekt entwickelt. Ein Blutstropfen im Wasser genügt für die Tiere anzuziehen und eine Fressorgie auszulösen. Trotzdem können die faszinierenden Raubfische durchaus auch sanft sein und bei einem Tauchgang den Taucher durch anmutige Bewegungen verzaubern.

Dem Grauen Riffhai auf die Flossen geschaut

Graue Riffhaie sind durchaus nicht unscheinbar. Obwohl sie nur über eine Länge von 1,5 bis 2,5 Meter verfügen, machen sie durch ihr Verhalten auf sich aufmerksam. Die meisten Tiere haben eine Größe von 1,85 Meter. Weibchen sind dabei deutlich leichter und kleiner als die Männchen. Der Gewichtsrekord der Haiart liegt bei etwas mehr als 30 Kilogramm.

  • lateinischer Name Carcharhinus amblyrhynchos
  • Graue Riffhaie gehören zur Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae) und zur Ordnung der Grundhaie.
  • Graue Riffhaie haben einen torpedoförmigen Körper, dessen Länge zwischen 1,5 und 2,5 Meter liegt.
  • Die Schnauze ist breit und rund.
  • Auf Höhe des freien Endes der Brustflosse beginnt die Rückenflosse.
  • Graue Riffhaie verfügen über keinen Interdorsalkamm.
  • Die Farbe variiert zwischen Hellgrau und Dunkelgrau. Brauntöne sind eher selten zu finden. Die Bauchseite ist deutlich heller. Die Schwanzflosse ist meist dunkel gesäumt. Die erste Rückenflosse hat nicht selten eine weiße Spitze.
  • Graue Riffhaie werden etwa 25 Jahre alt.

Der Graue Riffhai kann leicht mit dem Galapagoshai, dem Kleinen Schwarzspitzenhai, dem Silberspitzenhai oder dem Schwarzspitzen-Riffhai verwechselt werden.

Flink, neugierig und sehr sozial – Graue Riffhaie unter sich

Seine Körperform macht es möglich, dass sich der Graue Riffhai schnell und wendig im Wasser bewegt. Schwimmt er normalerweise eher langsam und gemächlich, kann er bei der Jagd gehörig zulegen. Die Tiere sind dann sehr schnell unterwegs und können hohe Geschwindigkeiten erreichen. Sie sind dann anderen Riffbewohnern an Geschwindigkeit weit überlegen. Geschwindigkeiten von 50 km/h und mehr sind keine Seltenheit.

Im Team sind die Raubfische sehr gesellig. Graue Riffhaie bilden kleine Schulen, in denen die Tier zusammenleben. Allerdings nur am Tag, denn bei Nacht lösen sich die Schulen auf. Bei der Nahrungssuche sind sie eher allein unterwegs. Die nachtaktiven Tiere fressen meist in der Nähe des Meeresboden. Am Tag sind sie auch auffindbar und halten sich dann meist in Nähe von Laguneneingängen, Korallenriffen oder anderen Riffen auf. Graue Riffhaie gehören zu den wenigen Haiarten, die lange Zeit auch am Meeresboden regungslos liegenbleiben können.

Der Greue Riffhai – mit allen Sinnen

Graue Riffhaie verfügen über sehr gut entwickelte Sinne. Vor allem der Geruchssinn ist ausgezeichnet ausgebildet. An der Unterseite der Nasenspitze befinden sich die Nasenlöcher mit den Riechsäcken. Diese sind durch eine Hautfalte bedeckt und leiten Wasser über die Riechfalten. Über die Riechfalten nimmt der Graue Riffhai im Wasser gelöst Moleküle wahr. Die Bedeutung des Geruchssinns zeigt sich in der Entwicklung des zuständigen Gehirnbereiches. Der Teil des Gehirns, der für den Geruch zuständig ist, ist zwei Mal so groß, wie der gesamte Rest des Gehirns. Auch Graue Riffhaie können Blut noch in einer Verdünnung von eins zu einer Million im Wasser riechen.

Recht gut entwickelt ist auch der Sehsinn. Der Augapfel vom Grauen Riffhai verfügt über eine elliptische Form, in deren Mitte sich eine zentrale Linse befindet. Die Menge des einfallenden Lichtes wird über die Iris geregelt. Dadurch entsteht ein Bild auf der Netzhaut, welches im Gehirn verarbeitet wird. Über die Photorezeptoren wird das Sehen am Tag geregelt. In der Nacht sehen die Raubfische mit den stäbchenförmigen Rezeptoren in Schwarz-Weiß. Die Stäbchen sind um vieles lichtempfindlicher, außerdem wird das Nachtsehen durch Kristalle hinter der Netzhaut verstärkt.

Hoch entwickelt ist auch der Gehörsinn der Grauen Riffhaie. Obwohl die Raubfische über keine sichtbaren Ohren verfügen, können sie Geräusche sehr gut wahrnehmen. Über Poren am Oberkopf können die Tiere Töne aufnehmen. Dort befindet sich das Macula neglecta – das zentrale Gehör, welches über den Endolyphengang mit dem Labyrinth verbunden ist. Winzige Sinneshärchen befinden sich im Gehör und nehmen dort auch kleinste Schallwellen auf.

Ein weiteres Sinnesorgan ist das Seitenlinienorgan, welches sich über beide Seiten des Körpers erstreckt und mit einem gallertartigem Schleim gefüllt ist. Mit diesem Organ können Graue Riffhaie auch kleinste Veränderungen des Drucks im umliegenden Wasser wahrnehmen.

Graue Riffhaie lieben es warm

Grauer Riffhai vor Wrack auf den BahamasDer Graue Riffhai ist vorwiegend im Indopazifik zu finden. Von Madagaskar bis Thailand, von Australien bis nach Tahiti sind die Raubfische beheimatet. Das Verbreitungsgebiet reicht vom westlichen Pazifik bis zum östlichen Indischen Ozean. Außerdem sind sie im Roten Meer zu finden. Kleinere Populationen leben auch an der Küste von Costa Rica.

Der Raubfisch lebt vor allem im küstennahen Bereich, macht aber gelegentlich Ausflüge in die angrenzenden ozeanischen Bereiche. Die Tier bevorzugen Außenriffe, Lagunen und Kanäle. Der Hai ist zwischen der Wasseroberfläche und höchstens 275 Metern Wassertiefe zu finden. Meist besiedeln die Tiere aber die Flachgewässer von Lagunen, Buchten und Riffen, die sich rund um kleinere und größere Inseln befinden. Graue Riffhaie gehören mit den Weißspitzen-Riffhaien zu den häufigsten Bewohnern der Korallenriffe Ozeaniens.

Obwohl die Haiart nur wenig territorial veranlagt ist, duldet der Graue Riffhai keine anderen Raubfische oder Haiarten in seiner Umgebung. Eventuelle Rivalen werden konsequent vertrieben. Unvermittelt gehen die Tiere dann zum Angriff über.

Graue Riffhaie – Fressorgien sind keine Seltenheit

Vorrangig ernähren sich die Raubfische von Falterfischen, Doktor- und Soldatenfischen. Außerdem fressen sie Muränen, Hornhechte aber auch Krebse und Kopffüßer. Meist jagen die Haie allein und fressen in Bodennähe. Man konnte aber auch schon beobachten, dass Graue Riffhaie ähnlich wie ein Rudel Wölfe die Schwarmfische gemeinsam angriffen und diese gegen eine Riffwand trieben. Anschließend wurden die Beutetiere angegriffen. Nicht selten lösen auch harpunierte oder verletzte Fische eine wahre Fressorgie bei den Raubfischen aus.

Wilde Paarungen nicht ausgeschlossen

Im Alter von etwa sieben Jahren werden Graue Riffhaie geschlechtsreif. Sie haben dann eine Größe von 125 bis 145 Zentimetern. Ob das Weibchen paarungsbereit ist, wird dem Männchen über Pheromone mitgeteilt, die vom Männchen analysiert werden. Graue Riffhaie gebären lebende Junge. Die Embryos reifen in der Plazenta des Weibchens. In einem Wurf kommen ein bis sechs Junge, die bei der Geburt etwa eine Größe von 40 bis 60 cm haben. Graue Riffhaie haben ein sehr heftiges Paarungsverhalten. Das Männchen verbeißt sich dabei im Weibchen. Der aggressive Paarungstanz der Raubfische hinterlässt meist klaffende Wunden beim Weibchen. Nicht selten kommt es zu deutlich sichtbaren Bissverletzungen. Vor allem größere Männchen beißen Weibchen in den Hinterleib und die Flossen. Die Trächtigkeitsdauer ist von der Wassertemperatur und dem Verbreitungsgebiet abhängig. Meist liegt die Zeit der Trächtigkeit bei 12 Monaten. Die Jungen sind sofort nach der Geburt selbstständig. Die Mutter kümmert sich nicht weiter um den Nachwuchs.

Grauer Riffhai – Natürliche Feinde sind selten

Grauer Riffhai von der Seite vor Wrack auf den BahamasNur wenige andere Fischarten können dem Grauen Riffhai etwas antun. Aufgrund seiner Größe gibt es nur wenige natürliche Feinde. Zu seinen Feinden gehören nur größere Fleischfresser wie der Weiße Hai, der Große Schwertwal oder der Silberspitzenhai. Meist sind es Jungtiere und kleine Graue Riffhaie, die zur Beute der großen Raubfische werden.

Graue Riffhaie können Menschen gefährlich werden

Menschen sollten sich vor den Haien allerdings in acht nehmen. Graue Riffhaien können mit drohenden Gebärden vorwarnen. Und diese sind durchaus ernst gemeint, denn der Graue Riffhai verteidigt sein Revier und kann sehr aggressiv werden. Mit betonten Seitwärtsbewegungen des Kopfes beim Schwimmen, der Nach-unten-Stellen der Brustflosse und der Krümmung des Rückens zeigt der Raubfisch an, wenn Taucher zu weit gehen. Er beginnt dann in dieser Haltung abzusinken, um im nächsten Augenblick zum Angriff überzugehen. Unfälle mit den Tieren sind bekannt. Auf jeden Fall sollte man Orte meiden, an denen sich die Tiere einer Fressorgie hingeben. Obwohl Graue Riffhaie ein deutliches Drohverhalten vor dem Angriff zeigen, kommst es zu Angriffen der Tiere auf Menschen.

Graue Riffhaie können aber auch sehr sanft und zutraulich sein. Einigen wenigen Tauchern ist es schon gelungen, die Tiere so an sich zu gewöhnen, dass diese sogar aus der Hand fressen. Ohne genaue Hai-Kenntnis sollte man das aber nicht versuchen.

Der Mensch und der Graue Riffhai

Auch der Graue Riffhai wird vom Menschen bedroht. Oft landen sie als Beifang in den Netzen, werden zum Spaß geangelt oder enden in der Suppe. Aber auch ein zerstörtes Ökosystem ist der Grund für den Rückgang der Haipopulationen. Nachweislich gibt es um abgelegene Riffe, wo der Sauerstoffgehalt des Meeres noch hoch ist weil es mehr Plankton gibt, mehr Exemplare als um dicht besiedelte Inseln.

Ist der Graue Riffhai eine gefährdete Art?

Noch kommen Graue Riffhaie relativ häufig vor. Ein Rückgang der Population ist aber zu verzeichnet. Deshalb ist der Graue Riffhai auf der Roten Liste der gefährdeten Arten zu finden. Hier ist er derzeit als „gering gefährdet“ eingestuft. Vor allem durch den Rückgang der Korallenriffe, die der Graue Riffhai bewohnt, die langsame Reproduktionszeit und die Standorttreue ist die Haiart gefährdet. Graue Riffhaie sind ein wichtiger Faktor in einem stabilen Ökosystem. Sie stellen das Gleichgewicht zwischen Beute und Räubern her.